Die Inti Runa Hauptversammlung konnte in diesem Jahr wieder zeitig abgehalten werden, die Corona- Lage ist entspannter als im Vorjahr. Wie immer fand die Jahreshauptversammlung im Hotel Felix in Bensheim statt, am 16.03.2022. Zunächst berichtete der Vorsitzender Ludwig März von den Projekten in Bolivien:
Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins, seit der Gründung vor 29 Jahren, gibt es gravierende Veränderungen bei den Projekten. Die angekündigte Schließung des Kinderheims „Tres Soles“ in Cochabamba wird zum Jahresende vollzogen. Der Gründer und Leiter des Projektes, Stefan Gurtner, wird nach vielen Jahren des Engagements für Kinder und Jugendliche das Kinderheim schliessen. Das dazugehörige Lehrlingsheim, in dem Auszubildende wohnen, wird Ende 2024 zurück zum Jesuitenorden gehen, aus dem es vor Jahren hervorgegangen ist. Der hauptsächliche Grund für die Beendigung des Projektes sind nach Aussage von Gurtner die jahrenlangen und immer wiederkehrenden Probleme und Schikanen der Behörden bei Genehmigungen und Auflagen.
Veränderungen gab es auch beim Kinderheim „Oqharikuna“ in Sucre. Deren Leiterin, Brigitte Pleyer, hatte schon seit Jahren, vor allem aus Altersgründen, ihren Ausstieg aus dem Projekt angekündigt. Nun hat sie dies, coronabedingt, vorgezogen. Ihr langjähriger Mitarbeiter Gonzalo Miranda wird mit einem weiteren Mitarbeiter das Ruder übernehmen. „Oqharikuna“ hatte auch im vergangenen Jahr große finanzielle Probleme, da es kaum Erlöse aus der Tankstelle gab und der Verkauf von Milchprodukten aus der eigenen Molkerei massiv zurück ging. Alles ist auf die in Bolivien stark wirkende Situation mit Corona zurück zu führen. Allerdings ist Ludwig März der Auffassung, das die neue Leitung den Ansprüchen von Brigitte Pleyer gerecht wird, das ist in Bolivien eher eine Seltenheit. Bleibt zu hoffen, dass die angepeilte Autarkie des Projektes in der Zukunft umgesetzt werden kann.
Das dritte Projekt, das Inti Runa unterstützt, ist „Arco Iris“, die Kinderheime und das Krankenhaus von Pfarrer Neuenhofer in La Paz. Er ist, im hohen Alter, von einer schweren Coronainfektion wieder genesen und für die Zukunft wird, in Kooperation mit den Sternsingern in Aachen, nach Möglichkeiten gesucht, wie das große Projekt in die Zukunft geführt werden kann.
Das vierte Projekt das Inti Runa seit Jahren begleitet, ist die kleine „Taller Protegido“ eine Werkstatt in Sucre, in der geistig Behinderte, meist mit Down-Syndrom, betreut und gefördert werden. Die Leiterin und Initiatorin Almut Reeh geniesst auch hier das volle Vertrauen von Ludwig März.
Bei der Kalenderaktion des Vereins wurde ein leichter Rückgang registriert, es wurden 672 Kalender gegen Spende abgegeben. Insgesamt sind in den Jahren seit Beginn der Aktion ca. 20.000 Kalender verkauft worden. Die Gesamtzahl der Spenden seit der Gründung im Jahre 1993 beläuft sich inzwischen auf rund 780.000 €.
Eine weitere Veränderung fand auch im Vorstand des Vereins statt. Der langjährige Schatzmeister, Hajo Lütke kann sein Amt krankheitsbedingt nicht mehr warnehmen. Er hat von den Anfängen des Vereins bis heute einen überragenden Job gemacht, dafür sei ihm herzlichst gedankt. Zum Abschied von Lütke gab es ein kleines Weinpräsent. Zum Glück für den Verein gibt es schon einen Nachfolger, Werner Schmidt, der sich bereit erklärt hat, den Posten zu übernehmen. Er wurde in den Vorstand gewählt, sowie die beiden Vorsitzenden Holger Rettig und Ludwig März wiedergewählt wurden.
Zum Ende der Versammlung hat der Vorsitzende Ludwig März den Mitgliedern mitgeteilt, dass er keine privat finanzierten Reisen mehr nach Bolivien vornehmen wird. Zum einen hängt das mit den Veränderungen in Bolivien zusammen: Der Wegfall des Projektes „Tres Soles“, die bald mögliche Selbständigkeit des Projektes „Oqharikuna“ und die Gesamsituation in Bolivien. März hatte bei seinem letzten Besuch im Jahr 2019 erhebliche Probleme bei der Erstellung von Fotomaterial für neue Kalender. Immer wieder wurde er von Einheimischen, oder auch Polizei angegangen, man will mit Ausländern nichts zu tun haben. Dies ist eine Folge von jahrelanger politischer Beeinflussung des immer noch regierenden sozialistischen Machtapparates, unter dem auch die Projekte litten. Leider wurde das im Lauf der Jahre immer gravierender. Es wird also im den kommenden Jahren noch ein bis zwei Kalender geben, die mit dem vorhandenen Bildmaterial erstellt werden können. Danach ist der Verein auf Spenden angewiesen, die sicherlich nicht die Höhe der letzten Jahre erreicht, aber dass ist auch nicht notwendig für die Förderung der verbleibenden Projekte. Alles hat seine Zeit.