Der Leiter des Kinderheimes „Tres Soles“ in Cochabamba, Stefan Gurtner, war 2009 in Deutschland mit einer großen Lesereise auf Tournee. Er hat ein beeindruckendes Buch über die Entstehung seines Projektes „Tres Soles“ geschrieben, den weiten und teilweise steinigen Weg bis zum heutigen Tag, mit all seinen Erfahrungen, Höhen und Tiefen. Am Montag, den 05. Oktober 2009 machte er Station im Kellertheater „Mobile“ in Zwingenberg.

Geboten wurde ein hochinteressanter, authentischer Vortrag, incl. einem kleinen Film über „Tres Soles“, kurzum: ein Abend, der unter die Haut ging, den man so schnell nicht vergisst.

Der Schweizer Stefan Gurtner beschreibt in dem Buch „Die Straßenkinder von Tres Soles“ seine kaum glaublichen und teilweise sehr unter die Haut gehenden Erlebnisse mit den Straßenkindern in Bolivien während seiner nunmehr schon mehr als 20 Jahre andauernden Arbeit .
Der Leser findet sich plötzlich in der bolivianischen Wirklichkeit wieder und wird unwillkürlich in die Geschehnisse mit hineingezogen.
Schonungslos und offen berichtet Stefan Gurtner über seine Probleme, Selbstzweifel und Fehlschläge. Immer auf der Suche nach alternativen Erziehungsmethoden, die diesen Kindern gerecht werden sollen, vollbringt er mit Hilfe des pädagogischen Theaters den notwendigen Balanceakt, den Zusammenprall europäischer und bolivianischer Wertvorstellungen in Einklang zu bringen.
Die Geschichten sind teilweise spannender als eine Romanvorlage. Trotz der oftmals unmenschlichen Verhältnisse schafft es der Autor mit bewundernswerter Gelassenheit, keinesfalls um Mitleid heischend, die Ereignisse zu schildern. Und so manches Mal kann sich der Leser ein Lächeln nicht verkneifen, wenn Stefan Gurtner nur allzu Menschliches schildert — in der ihm eigenen Mischung von Sachlichkeit, Humor und Herz.
Selbst für Bolivienkenner birgt dieses sehr empfehlenswerte Buch noch überraschende Einsichten und Erkenntnisse.
Vor allem jedoch trägt es die Hoffnung weiter, dass selbst in den ausweglosesten Situationen Erfolge und Fortschritte zu erzielen sind.
Auch in Deutschland könnten wir einiges über den Umgang mit schwierigen Kindern und Jugendlichen lernen.