ZWINGENBERG. Die Kommunalpolitik in Zwingenberg schaut über den Tellerrand. Trotz knapper Kassen lässt sie wie, jedes Jahr, karitativen Vereinen und Organisationen um die Weihnachtszeit eine Spende zukommen. „Wir jammern auf einem hohen Niveau“, meinte Bürgermeister Dr. Holger Habich mit Blick auf die Entwicklungsländer, in denen die Armut grassiert.

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Holger Habich überreicht einen Scheck an Ludwig März und Manfred Bäurle.

Zusammen mit den Städträten überreichte er dem Vorsitzendem des Vereins „Inti Runa – Hilfe für Bedürftige in Bolivien“, Ludwig März, und dem Vorsitzenden von CAMU („Christliche Aktion Mensch-Umwelt“), Manfred Bäurle, jeweils eine Spende in Höhe von 500 Euro aus dem Sozialfonds des städtischen Haushalts. Die beiden Vereine werden seit Jahren mit einem finanziellen Beitrag bedacht, auch wenn sie nicht ihren Sitz in der kleinsten Stadt an der Bergstraße haben. CAMU ist in Alsbach und Inti Runa in Bensheim ansässig. Der Zwingenberger Ludwig März versicherte, dass die Spendengelder zu 100 Prozent in Projekten vor Ort investiert werden. Der 1993 von ihm mitbegründete Verein konzentriert seine Hilfe auf das ärmste Land Lateinamerikas. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, wirksam zu helfen und nachhaltig zu einer besseren Lebenssituation der dort am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen beizutragen. Es werden Projekte vor Ort unterstützt, deren Ziel die Hilfe zur Selbsthilfe ist. In regelmäßigem Turnus besuchen Vorstandsmitglieder das Land und kontrollieren den Erfolg der Arbeit, in die die Spendengelder fließen. Die ehrenamtlich aktiven Mitglieder fliegen auf eigene Kosten nach Bolivien, um die Fortschritte zu begutachten. Derzeit werden neun Einrichtungen unterstützt, ein Schwerpunkt liegt auf der Hilfe für Straßenkinder. So greift man unter anderem dem Heim „Tres Soles“ finanziell unter die Arme, das der Schweizer Stefan Gurtner gründete. Er gibt Straßenkindern neue Lebensperspektiven und Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Manfred Bäurle, Geschäftsführer der Hilfsorganisation Christliche Aktion Mensch-Umwelt (CAMU) in Alsbach, ist in der Ukraine aktiv. Dort leiden nach wie vor Menschen an den gesundheitszerstörenden Folgen des Kernreaktor-Unglücks in Tschernobyl, wie die Organisation IPPNV (International Physicians for the Prevention of Nuclear War) nachwies und beklagt. CAMU unterstützt dort an Krebs erkrankte Menschen mit den nötigen Medikamenten. Schilddrüsenkrebs, Leukämie und die Schwä­chung des Immunsystems haben dramatisch zugenommen. Der Ver­ein stellt sich Bäurle zufolge einem schwierigen Balanceakt: Auf der ei­nen Seite dürfe man die Regierung nicht aus ihrer Verantwortung für eine gute medizinische Versorgung der Bevölkerung entlassen. Auf der anderen Seite steht die Not der Menschen. „Wir sind verstärkt zu einer Einzelfallhilfe übergegangen“, erklärte Bäurle. Derzeit konzentrie­ren sich die Aktivitäten des Vereins zum Beispiel auf ein an Leukämie er­kranktes Kind, dessen Eltern bereits Hof und Haus verkauft haben und den Erlös in die nötigen Medika­mente investierten. Für einen Kauf an weiteren teuren medizinischen Präparaten fehle ih­nen nun das Geld. CAMU besorgt und liefert die nötigen Medikamen­te, die in der Ukraine nicht registriert sind. Der Verein versucht sie in Deutschland kostengünstig einzu­kaufen. Maßgabe sind die von der Weltgesundheitsorganisation vorgegebenen Qualitätsstandards. 1998 wurde das Engagement des 1991 ge­gründeten Vereins mit dem Förder­preis „Humanitäre Hilfe für Mittel- und Osteuropa“ der Robert-Bosch-­Stiftung ausgezeichnet. Vorstands­mitglieder sind regelmäßig in Kiew vor Ort, um die Projektpartner zu be­suchen und zu überprüfen, ob die Hilfe bei den kranken Kindern und ihren Eltern ankommt. Manfred Bäurle freute sich be­sonders über die Spende aus Zwin­genberg, die regelmäßig, unbüro­kratisch und ohne Förderantrag ge­leistet werde.

Text: Monika Hälker, Foto: Ernst Lotz